
Der zunehmende Lärmpegel, der von unserer modernen Umwelt ausgeht, insbesondere vom Schienen- und Straßenverkehr, hat negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sowohl auf die physische als auch auf die psychische. Lärm bezieht sich auf Geräusche, die wir subjektiv als störend empfinden – meist sind dies lang anhaltende Geräusche mit hoher Intensität, die in der Natur nicht natürlich vorkommen. Ständiger Lärm führt zu einer drastischen Beeinträchtigung des Gehörs, verringert die Konzentration, verursacht Schmerzen und Unwohlsein. Um das Wesen von Lärm im Gegensatz zu angenehmen Klängen leicht zu verstehen, kann man an verschiedene Arten von Musik denken, die für einen Rezipienten angenehm und entspannend sein können, während sie für einen anderen störend sind.
Andererseits ist Lärm auch ein physikalischer Faktor, der durch Messungen von Größen wie Schalldruck, Schallfrequenz und Schallpegel präzise analysiert werden kann. Je nach Höhe dieser Parameter wirkt sich Lärm proportional zu ihrer Größe auf die Umgebung aus.
Lärm ist ein komplexes und schwieriges Phänomen in der modernen Gesellschaft, die sehr mobil ist und sich täglich in alle Richtungen mit allen möglichen Verkehrsmitteln fortbewegt. Jedes Verkehrsmittel erzeugt Geräusche, die durch die Arbeit mechanischer Teile wie Motoren entstehen, aber man darf nicht vergessen, dass auch die Reibung der Reifen auf der Fahrbahn (Räder des Zuges auf den Schienen, auf denen er sich bewegt) und die durchschnittene Luft, durch die Fahrzeuge ständig „schießen“, eine große Menge Lärm erzeugen.
Die Auswirkungen des allgegenwärtigen Lärms und sein Einfluss auf die Gesellschaft in Form von körperlicher und psychischer Belastung waren Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen in den letzten Jahren. Lärm und seine Folgen sind auch Thema eines Sonderberichts des deutschen Sachverständigenrats Umwelt „Umwelt und Gesundheit“. Der Lärmpegel, insbesondere auf unseren Straßen, nimmt stetig zu und wird zu einem der gravierendsten und weit verbreitetsten Probleme in Industrieländern. In dicht besiedelten und industrialisierten Ländern stellt Lärm ein größeres Problem dar als alle anderen durch die Industrie verursachten Umweltverschmutzungen.
Der Straßenverkehr ist eindeutig der Hauptverursacher des größten Teils des Lärms in Städten, vor dem Lärm, der durch den Flug- und Bahnverkehr entsteht.
Schätzungen zufolge sind etwa 20 % der Bevölkerung der Europäischen Union (ca. 80 Millionen Menschen) täglich einem Verkehrslärm von über 65 dB(A) ausgesetzt. Hauptlärmquelle ist der Straßenverkehr (nach verschiedenen Quellen ca. 70% – 80%), gefolgt von Luft- und Schienenverkehr.
Laut einer Feldstudie von HAINES et al. (1998) zur Gewöhnung der Menschen an Verkehrslärm bleibt unsere Lärmwahrnehmung bei konstantem Lärmpegel gleich. Bemerkenswert ist, dass die Studie nicht darauf hinweist, dass sich das menschliche Ohr an Lärm gewöhnt.
Hält die Lärmbelastung über einen längeren Zeitraum an, wird dies als negativer Stress eingestuft, der sich sehr oft in körperlichen Reaktionen äußert. Ein Ergebnis von lärmbedingtem Stress sind hormonelle Reaktionen, die zur Freisetzung von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol führen. Diese Hormone beeinflussen das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, den Blutfettspiegel und den Blutdruck. Ein dauerhafter Anstieg des Cortisolspiegels kann zu Arteriosklerose und einem höheren Cholesterinspiegel führen. Als sekundäre Effekte treten Schlafstörungen auf.
Es wurde festgestellt, dass es einen Grenzwert für das erhöhte Risiko eines Herzinfarkts im Zusammenhang mit Lärm gibt, der 60 dB(A) tagsüber und 50 dB(A) nachts beträgt. Dieser und ein höherer Pegel löst auch im Schlaf die Freisetzung größerer Mengen an Stresshormonen aus, auch wenn der Lärm die Schlafenden nicht weckt. Bei diesem Lärmpegel steigt das Herzinfarktrisiko um 20%. Lärm stellt daher ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar, dem wir ausgesetzt sind und auf das wir reagieren müssen.
Trotz verschiedener Maßnahmen wie Grenzwerten für den Lärm von Kraftfahrzeugen in der EU-Richtlinie 2001/43/EG, Empfehlungen zur Entwicklung leiserer Reifen und lärmmindernder Straßenoberflächen lässt sich Lärm nicht vollständig eliminieren.